Der Malteser Falke by Dashiell Hammett

Der Malteser Falke by Dashiell Hammett

Autor:Dashiell Hammett
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Krimi
Herausgeber: Diogenes Verlag
veröffentlicht: 2011-03-28T22:00:00+00:00


Das kaiserliche Geschenk

Gutman machte die Tür auf. Ein erfreutes Lächeln hellte sein feistes Gesicht auf. Er streckte die Hand aus und sagte: »Ah, kommen Sie herein, mein Lieber! Ich danke Ihnen, daß Sie gekommen sind. Treten Sie näher!«

Spade schüttelte die dargebotene Hand und trat ein. Der Junge folgte ihm. Der fette Mann schloß die Tür. Spade zog die Pistolen des Jungen aus den Taschen und hielt sie Gutman hin. »Hier! Sie sollten ihn nicht mit diesen Dingern rumlaufen lassen. Er könnte sich noch damit verletzen.«

Der fette Mann lachte vergnügt und nahm die Pistolen. »Aber, aber«, sagte er, »was ist denn das?« Er sah von Spade zu dem Jungen hinüber.

Spade erklärte: »Ein verkrüppelter Zeitungsjunge hat sie ihm weggenommen, aber ich habe ihn veranlaßt, sie wieder zurückzugeben.«

Der Junge, immer noch mit leichenblassem Gesicht, nahm die Pistolen aus Gutmans Händen entgegen und steckte sie ein. Er sprach kein Wort dabei.

Gutman lachte erneut. »Beim Henker, mein Lieber«, sagte er zu Spade, »es lohnt sich wirklich, Sie kennenzulernen! Sie sind ein erstaunlicher Mensch! Treten Sie näher! Nehmen Sie Platz! Geben Sie mir Ihren Hut!«

Der Junge verließ das Zimmer durch die Tür rechts neben dem Eingang.

Der fette Mann brachte Spade in einem grünen Plüschsessel neben dem Tisch unter, nötigte ihm eine Zigarre auf, gab ihm die Hand und setzte sich mit dem anderen Spade gegenüber. »Also, mein Lieber«, begann er, »ich darf Sie wohl um Entschuldigung bitten wegen…«

»Schon gut«, fiel ihm Spade ins Wort. »Reden wir lieber von dem schwarzen Vogel.« Der fette Mann neigte den Kopf nach links und betrachtete Spade beinahe liebevoll. »Na schön, mein Lieber«, stimmte er zu, »lassen Sie uns beginnen.« Er nahm einen Schluck aus dem Glas in seiner Hand. »Es wird die erstaunlichste Geschichte sein, die Sie je gehört haben, mein Bester; und wenn ich das sage, so weiß ich genau, daß ein Mann Ihres Kalibers und in Ihrem Beruf schon etliche erstaunliche Dinge im Laufe der Zeit erlebt haben muß.« Spade nickte höflich.

Der fette Mann sah ihn unter zusammengezogenen Brauen an und fragte: »Was wissen Sie, Verehrtester, über den Orden des Hospitals zu St. Johannes in Jerusalem, später Ritter von Rhodos oder Rhodiserorden genannt, auch als Johanniter- oder Malteserorden bekannt?«

Spade machte eine unbestimmte Handbewegung mit seiner Zigarre. »Nicht viel — nur was ich gerade so aus dem Geschichtsunterricht in der Schule behalten habe — Kreuzritter oder so was Ähnliches.«

»Sehr gut. Aber Sie erinnern sich wohl nicht, daß Suleiman der Prächtige sie von Rhodos vertrieb, das sie in der Neujahrsnacht auf 1523 verlassen mußten?« »Nein.« »Nun, so war es aber, mein Lieber, und sie ließen sich zunächst in Messina auf Sizilien nieder. Und dort blieben sie sieben Jahre lang, bis 1530, als Kaiser Karl V. sich überreden ließ, ihnen« — Gutman hielt eine fettgepolsterte Hand hoch und zählte an den Fingern ab — »Malta samt Gozzo, Comino und Tripolis als Lehen zu überlassen.« »Tatsächlich?«

»Jawohl, mein Lieber, aber unter folgenden Bedingungen: sie sollten dem Kaiser alljährlich als Tribut einen« — er hielt einen Finger hoch — »weißen Falken als symbolische Bestätigung



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